150 Jahre Verpackungsmaschinenbau in unserer Region

Eine Vorzeige-Branche feiert Geburtstag. Packaging Excellence Center (PEC) und Packaging Valley Germany e.V. gehören zu den führenden Industrieclustern in Baden-Württemberg. Mit dem 300 Seiten starken Gemeinschaftswerk „Tüftler. Schaffer. Weltmarktführer. 150 Jahre Verpackungsmaschinenbau in Südwestdeutschland“ präsentie­ren sie jetzt ein faszinierendes Kapitel Industriegeschichte.

Rund 90 Unternehmen des Verpackungsmaschinenbaus und seiner Zulieferer, darunter etliche mit Welt­marktführer-Status, sind heute in den Vereinen Packaging Valley Germany e.V. und Packaging Excellence Center (PEC) organisiert. Gemeinsam beschäftigen sie mehr als 15.000 Mitarbeiter. Zahlen, angesichts derer man leicht übersehen könnte, dass dieser dynamische Industriezweig einmal ganz bescheiden angefangen hat: Aus nur vier Gründungen sind die Unternehmen der heutigen Cluster in den Regionen Stuttgart und Rems-Murr/Waiblingen sowie Schwäbisch Hall/Crailsheim hervorgegangen. 1861, also vor 150 Jahren, wur­de hier mit Geiger & Hesser in Bad Cannstatt das erste Verpackungsmaschinenbau-Unternehmen gegrün­det.
Wer waren die Männer hinter diesen außergewöhnlichen Erfolgsgeschichten? Was trieb sie an? Welche Erfindungen und gesellschaftlichen Bedingungen fanden sie vor? Und warum konnte sich die Branche über die Jahrzehnte ausgerechnet in Württemberg so erfolgreich entwickeln? All diesen Fragen gingen die Auto­ren der Leonberger Werbeagentur Karius & Partner nach, bei der der nun vorliegende Jubiläumsband auch gestaltet wurde.

Über ein halbes Jahr haben Peter Tognotti und Rudolf Büchner Informationen und Aussagen für ihr Buch zusammengetragen. Historienwerke, zeitgeschichtliche Zeugnisse, Magazine und Firmenunterlagen, vor allem aber zahlreiche Gespräche mit Zeitzeugen – mit Unternehmerpersönlichkeiten und ehemaligen Mit­arbeitern – ließen die bewegte Geschichte der schwäbisch-hohenlohischen Verpackungsmaschinenbauer wieder lebendig werden. Dabei kam es den Autoren vor allem darauf an, ihr im Kern techniklastiges Thema leicht lesbar und auch für den Laien verständlich aufzubereiten.
So ist ein Porträt heimischer Industriegeschichte entstanden, das zwei Hauptanliegen verfolgt: historische Zusammenhänge herzustellen und an die Persönlichkeiten zu erinnern, die der Verpackung zum Siegeszug verholfen haben. So spannt sich der Bogen von der ersten Transportverpackung der Menschheit, dem Korb, über die Krämerläden und Spezereien der noch nicht ganz so weit zurückliegenden Jahrhunderte bis in un­sere Tage. Die Autoren erzählen die Geschichte des Fasses als des ersten Verpackungs-Universalisten, wür­digen die Bedeutung der Ballenbinder als der ersten Verpackungsprofis und blenden zurück auf die Anfänge des Kartons und seine Bedeutung für die Galanteriewarenhändler des 19. Jahrhunderts. Das Buch schildert, wie es zur Entwicklung der Wellpappe kam und steuert schließlich auf die Frage zu: Wer hat sie eigentlich erfunden – die erste Verpackungsmaschine?

Wenn sie auf die Anfänge des württembergischen Maschinenbaus zu sprechen kommen, wissen die Autoren von einer Wirtschaftspolitik zu berichten, die auch aus heutiger Sicht hochgradig modern anmutet: Um die Mitte des 19. Jahrhunderts fördert der Staat die aufkommende Industrie weitsichtig. Eine Staatsbehörde stand Gewerbetreibenden ratgebend zur Seite, auf Staatskosten schaffte man im Ausland Maschinen nebst Werkzeugen an und richtete Musterlager ein. Neue Betriebe konnten schon damals auf großzügige Unter­stützung bauen …

Nach einem Exkurs in den Pietismus und seine Bedeutung für den wirtschaftlichen Aufstieg Alt-Württem­bergs widmet sich der Band den unternehmerischen Anfängen Friedrich Hessers und seines Schwagers Karl Geiger. Und natürlich kommen die Autoren auch auf andere frühe Gründungen zu sprechen, so u. a. auch auf die Nachkriegsgründung Höfliger + Karg, die später in Bosch aufging. Das Buch berichtet vom Triumph der Königswelle, dem Siegeszug der Automatisierungstechnik, dem Vakuumtransporteur und vielen anderen Geniestreichen aus den Ideenlaboratorien der Verpackungsmaschinenbauer.
Noch einmal holen die Autoren aus. So beleuchten sie die Branchengeschichte aus Sicht der Mitarbeiter. Dabei geht es nicht nur um den durchschnittlichen Stundenlohn eines Arbeiters im Kaiserreich anno 1911 – 40 Pfennig – oder im Oktober 1923 – 50 Mio. Mark –, sondern auch um die Aufwertung des Mitarbeiters zum „verantwortungsvollen Spezialisten“. Geschildert wird, welche besondere Bedeutung der landwirtschaftliche Hintergrund in der Personalpolitik der Unternehmen hatte und (bis heute) hat. Das Buch erzählt vom vor­bildlichen Sozialprogramm der Branchen-Protagonisten Hesser (heute: Bosch Packaging Technology) und OPTIMA GROUP und lässt eine ganze Reihe ehemaliger Mitarbeiter zu Wort kommen.

Doch zum Thema gehören auch Innovationen in der Konsumwelt, der Siegeszug der Selbstbedienungslä­den, Freizeitgewohnheiten im Wandel, neue Packmittel, gestiegenes Umweltbewusstsein, die Ästhetisierung der Verpackung und ihre Bedeutung für das Marketing, und, und, und. Ebenso wenig ausgeklammert wer­den Export und Internationalisierung, Ausbildung und Qualifikation. Auch Bestseller, persönliche Wendemar­ken und Irrtümer kommen zur Sprache.

Immer wieder aber fokussiert das Buch auf Branchenpersönlichkeiten, die mit Kompetenz und Charisma ihre Unternehmen vorangebracht haben. Ihnen widmen die Autoren eigene Episoden, die zwischen den Kapiteln eingestreut sind. Hinzu kommen Anekdoten, die dokumentieren, dass es auch bei den Maschinen­bauern sehr menschlich zuging. So liest man von einem schwäbischen Unternehmer, der seine englischen Kunden nicht nur mit perfekten Verpackungsmaschinen, sondern auch mit dem besten Botschafter schwä­bischer Küchenkultur versorgte – dem Spätzlesschwob …

Mit diesem Jubiläumsbuch haben Packaging Excellence Center (PEC) und Packaging Valley Germany e. V. ihrer Verpackungsmaschinenbau-Region in gemeinsamer Herausgeberschaft die Referenz erwiesen. „Tüft­ler. Schaffer. Weltmarktführer. 150 Jahre Verpackungsmaschinenbau in Südwestdeutschland“ erscheint zur Branchen-Fachmesse interpack 2011 in deutscher und englischer Sprache.
Weitere Informationen und Bilder finden Sie unter www.packaging-cluster.com

Zurück

Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden die gleichzeitige Verwendung
von weiblicher und männlicher Sprachform gewählt. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten
gleichermaßen für alle Geschlechter.